Dr. Christian MERHAUT


Schmerztherapeut | Anästhesist

Trigeminusneuralgie

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Die Trigeminusneuralgie, früher auch häufig Tic doloreux genannt, ist ein Krankheitsbild, das mit heftigen, einschießenden und nur Sekunden anhaltenden Schmerzen einhergeht.

Die Schmerzen strahlen auschließlich in das Gebiet der Trigeminusäste aus und lassen sich durch Berührung oder Kältereize in dem betroffenen Gebiet triggern. Die Schmerzen sind äußerst heftig. Sie werden vom Patienten meist zwischen 7 und 10 auf der visuellen Analogskala angegeben. Zwischen den Attacken ist der Patient beschwerdefrei.

Die Anzahl der Attacken kann erheblich variieren. Sind sie sehr häufig, ist der Patient nicht mehr in der Lage Nahrung und Flüssigkeit auf zu nehmen. Da Sprechen ebenfalls Attacken triggern kann, ist dann eine Verständigung oft nur noch schriftlich oder über Zeichensprache möglich.

Differentialdiagnosen der Trigeminusneuralgie

Eine Trigeminusneuralgie wird bei Patienten eher zu häufig diagnostiziert. Am häufigsten dürfte die Trigeminusneuralgie mit dem atypischen Gesichtsschmerz und der Sinusitis maxillaris verwechselt werden. Beide Krankheitsbilder können zwar auch mit erheblichen Schmerzen einhergehen und auch z.B. durch Kälte verschlimmert werden, jedoch treten die Schmerzen hierbei nicht in Form von Attacken auf, vielmehr gehen diese Krankheitsbilder mit einem Dauerschmerz einher.

Eine Verwechselung ist auch mit dem sehr seltenen Cluster-Kopfschmerz oder mit der Zosterneuralgie möglich. Anamnese und Dauer ermöglichen jedoch auch hier die Differentialdiagnose.

Symptomatische und idiopathische Trigeminusneuralgie

Wesentlich für die Therapie ist die Unterscheidung zwischen einer symptomatischen und einer idiopathischen Trigeminusneuralgie.

Am häufigsten tritt die idiopathische Trigeminusneuralgie auf. Meist sind die Betroffenen über 50 Jahre alt. Die Neuralgie tritt fast auschließlich einseitig bevorzugt im zweiten und dritten Ast des N. Trigeminus auf. Neurologische Ausfälle findet man bei der idiopathischen Form nicht.

Der Verdacht auf eine symptomatische Trigeminusneuralgie ist gegeben, wenn die Erkrankung deutlich vor dem 50. Lebensjahr beginnt, wenn die Beschwerden beidseitig auftreten, wenn der erste Ast betroffen ist und wenn ein Defizit besteht.

Da sich beide Formen nicht immer sicher anhand der klinischen Symptomatik unterscheiden lassen, ist die Durchführung eines MRT´s bei Erstauftreten obligat.

Ursachen der Trigeminusneuralgie

Die häufigste Ursache für eine symptomatische Trigeminusneuralgie ist die MS gefolgt von einem Tumor im Bereich des Kleinhirnbrückenwinkels.

Bei den sogenannten idiopathischen Trigeminusneuralgien findet man als häufige Ursache eine vaskuläre Kompression des N. Trigeminus, die zu einer Demyelinisierung der Nervenfasern führt. Man vermutet, daß es auf diese Weise zu einer Art Kurzschluß zwischen Fasern kommt, die z.B. taktile Reize leiten, und solchen, die eine Schmerzempfindung vermitteln.

Therapie der Trigeminusneuralgie

Bei einer symptomatischen Therapie wird man versuchen , den Krankheitsverlauf durch Therapie der Grundkrankheit günstig zu beeinflussen.

Bei der idiopathischen Form gibt es die Möglichkeiten einer medikamentösen Therapie, einer Therapie durch ganglionäre Opioidanalgesie des Ganglion Superior Blokade des Ganglion Stellatum  eines neurochirurgischen Eingriffes mit vaskulärer Dekompression oder mit der Möglichkeit eines neurodestruktiven Verfahrens.

Bei der medikamentösen Therapie ist in erster Linie das Gabapentin, ein neueres Antikonvulsivum, welches das klassische Carbamazepin bereits fast gänzlich in der Schmerztherapie abgelöst hat, zu nennen.

Als Alternative kommt noch Baclofen in Frage, das urprünglich zur Behandlung einer Spastik entwickelt wurde.

Alle anderen klassischen Analgetika wie Opiate und Antiphlogistika kommen natürlich auch sehr häufig zum Einsatz, sind jedoch von der Wirksamkeit eher selten überzeugend.

GLOA (Ganglionäre Opioidanalgesie) und Stellatumblockade

Bei der GLOA werden ca. 2ml einer verdünnten Lösung von Buprenorphin, entsrechend 0,06 mg Bruprenorphin (1 Amp. Bruprenorphin auf 10 ml NaCl 0,9%ig aufziehen) transoral mit Hilfe eines Abstandshalters in die Nähe des Ganglion cervicale superior injeziert. Auch geringe Dosen von 0,03 mg Buprenorphin sollen wirksam sein.

Spätestens nach 2 Injektionen an darauffolgenden Tagen sollte die Anzahl der Attacken deutlich zurück gegangen sein, ansonsten ist das Verfahren ungeeignet. Die Ansprechrate soll um 70 % liegen.(Info vom Schmerzkongreß auf Langeoog , leider keine Literaturangabe) Ist ein Erfolg anhand des Schmerztagebuches nachweisbar, folgt eine tägliche Serie von Injektionen über eine Woche. Danach werden die Abstände zwischen den Injektionen ausgedehnt, sofern keine Zunahme der Beschwerden erfolgt.

Geeignet ist das Verfahren für Neuralgien  im Bereich V1, V2 und V3 .

Der Wirkungsmechanismus ist nicht bekannt. Unwahrscheinlich ist eine systemische Wirkung, wenn man die geringe Dosierung betrachtet. Außerdem sind systemisch verabreichte Opiate bei Trigeminusneuralgie von keinerlei Nutzen.

Als Nebenwirkung ist die unweigerliche Triggerung einer Attacke, Übelkeit während des Injektionsvorganges (Injektion nur vier Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme!) und die Ausbildung eines Hämatoms zu nennen. Diese Nebenwirkungen sind aber eher die Ausnahme, meistens kommt es nur zu einer über einige Stunden andauernden Müdigkeit, vor allem bei der ersten Sitzung.

Die Stellatumblockade mit Lokalanästhetika eignet sich vermutlich nur für Neuralgien im Bereich V3. Sie ist im Gegensatz zur GLOA mit seltenen, jedoch dann lebensbedrohlichen Risiken behaftet, so daß wir grundsätzlich eine umfangreiche Aufklärung durchführen. Ferner legt man  vor einer Stellatumblockade immer einen venösen Zugang und führt eine Überwachung mit Pulsoximetrie und EKG-Monitor durch. Eine Möglichkeit zur notfallmäßigen Intubation muß gegeben sein.

Neurochirurgische Maßnahmen der Trigeminusneuralgie

Operative Dekompression nach Janetta

Bei der idiopathischen Form der Trigeminusneuralgie kann bei Versagen konservativer Maßnahmen eine Operation nach Janetta sinnvoll sein. Dies ist jedoch ein sehr aufwendiger Eingriff , der nicht immer komplikationsfrei abläuft und deswegen genau überlegt und mit dem Neurochirurgen besprochen werden soll.
Wenn Sie unter Trigeminusneuralgie leiden, kontaktieren Sie mich, damit wir gemeinsam eine entsprechende Therapie erarbeiten können.