Dr. Christian MERHAUT


Schmerztherapeut | Anästhesist

Migräne - normaler Kopfschmerz?

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Als Migräne bezeichnet man anfallsartig auftretende, periodisch. wiederkehrende, überwiegend einseitige Kopfschmerzen, die oft mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Häufig werden diese Kopfschmerzen auch von einer sogenannten Aura begleitet. Darunter versteht man verschiedene flüchtige Wahrnehmungen oder Empfindungen, wie z.B. Schwindel, Flimmern oder Schwarzwerden vor den Augen, Geschmacks- oder Geruchsempfindungen, oder auch Geräuschwahrnehmungen - ohne dass ein entsprechender äußerer Reiz vorhanden ist.

Bevorzugt sind Frauen, aber auch viele Männer leiden unter Migräne und ein hoher Anteil der Arbeitsunfähigkeit geht auf kosten der Volkskrankheit Migräne.
Als Schlüsselursache der Migräne wird eine Störung des Serotonin-Gleichgewichts angenommen. Die Ausbildung der Aura, wie z.B. das Augenflimmern, vor dem Auftreten des Kopfschmerzes, wird wahrscheinlich durch eine Erregung kortikaler, d.h. in der Hirnrinde gelegener Neurone ausgelöst, die sich in Form einer Welle über andere Hirnrindenareale ausbreitet. Als Folge dieser Erregungsausbreitung kommt es zu Veränderungen der Hirndurchblutung.
Die Ausbildung des Migräne-Kopfschmerzes wird auf die Wirkung des Serotonins an den Blutgefäßen zurückgeführt. Durch Serotonin wird die Durchlässigkeit der Gefäßwand für bestimmte Substanzen erhöht. Es kommt zu einem Austritt von Substanzen, die eine Reizung von Schmerzrezeptoren bewirken. Außerdem löst Serotonin die Freisetzung von Botenstoffen, wie z.B. Prostaglandinen aus, die im Gehirn zu einer Gefäßengstellung, und außerhalb des Gehirns zu einer Gefäßweitstellung führen.

Allgemeine Maßnahmen

Bei einer Migräneattacke helfen kalte Kompressen (z.B. eine Migränebrille), die den Schmerz lindern, sowie der Rückzug in einen abgedunkelten, geräuscharmen Raum, um Reize weitestgehend auszuschließen. Auch Schlaf kann helfen. Langfristig kann man versuchen, die auslösenden Trigger zu beeinflussen. Dazu gehört ein Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel wie Käse, Schokolade, Alkohol und Glutamat. Ebenso sollte man sich einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus angewöhnen und sich bestimmte Methoden der Stressbewältigung antrainieren.

Medikamentöse Therapie

Bei der Therapie der Migräne muss zwischen der Therapie des Migräne-Anfalls und der Therapie im so genannten krankheitsfreien Intervall unterschieden werden.
Die Palette der zur Anwendung kommenden Medikamente bei Migräne ist sehr groß, aber auch sehr spezifisch, sodass dies nicht ohne ärztlicher Beratung geschehen sollte.

Botulinum-Toxin A kann interessanterweise auch manchen Patienten mit Migräne helfen und kann auch zur Therapie zu starker Schweißneigung (Hyperhidrosis) der Handflächen und Achselhöhlen angewendet werden.
Botulinum-Toxin A ( BOTOX, DYSPORT ) wird auch häufig benützt um die feinen Fältchen um die Augen (sog. "Krähenfüßchen") und um den Mund zu entfernen, kann aber auch in anderen Zonen wie dem Kinn oder dem Unterkiefer verwendet werden. Botulinum-Toxin A wird aus einem bekannten Nahrungsmittelgift, Botulinum-Toxin A, einem gereinigten Eiweiß, das von Botulismus Bakterien synthetisiert wird, hergestellt. Botulinum-Toxin A-Lösung lähmt zeitweise die Nerven der Gesichtsmuskeln so daß diese sich nicht zusammenziehen können und keine dynamischen Hautfalten mehr verursachen können.
Anti-Falten-Mittel hilft auch gegen Migräne
Das Nervengift Botox ist weit mehr als ein Anti-Falten-Mittel - der Wirkstoff wird inzwischen bei einer ganzen Reihe von Beschwerden eingesetzt. Und wir verwenden es schon gegen starke Schmerzen im Kopf- Gesichts und Nackenbereich.
Als Produzent des starken Nervengiftes Botulinumtoxin hat das Bakterium Clostridia botulinum weltweit Berühmtheit erlangt. Millionen von Menschen haben sich das Gift in stark verdünnter Form mittlerweile als Faltenglätter in die Augen- und Gesichtspartie spritzen lassen. Bald schon könnte das Bakterium noch populärer werden. Es sind Studien im Gange, dass das Botulinumtoxin- Medikament Botox auch gegen Migräne und Kopfschmerzen sicher hilft.
Botulinumtoxin setzt in stark verdünnter Form gezielt Muskeln lahm, indem die Übertragung von Nervenimpulsen blockiert wird. Bei Schönheitseingriffen lösen sich auf diese Weise Verspannungen, Falten vor allem um die Augenpartie werden geglättet. So behandelte Patienten berichten immer wieder, dass nach dem Eingriff oft auch hartnäckige Kopfschmerzen gelindert werden.
Schon heute ist Botox bei anderen Krankheitsbildern ein anerkanntes Heilmittel. So wird schon seit längerem in der Augenheilkunde das so genannte Schielen mit dem Wirkstoff behandelt: Der Augenarzt spritzt das Gift dabei in den Augenmuskel, der für das Schielen verantwortlich ist. Die anderen Einsatzgebiete für das Nervengift betreffen unterschiedliche Arten von Muskelkrämpfen und -zuckungen, etwa nach Schlaganfällen oder bei multipler Sklerose sowie Muskelschmerzen bei manchen Kiefergelenkfehlstellungen.

Eingesetzt wird das Gift auch gegen krankhaftes Schwitzen. Hier wird der Wirkstoff mit extrem dünnen Nadeln direkt in die Schweißdrüsen gespritzt, wo dieser die Erregung der Drüsen und damit das Ausschütten der Flüssigkeit verhindert.

Prophylaxe

Während der beschwerdefreien Intervalle kann in bestimmten Fällen eine Medikamenteneinnahme sinnvoll sein. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Migräneattacken mindestens viermal pro Monat auftreten und auf Akutbehandlungen nicht ausreichend ansprechen, oder wenn die Nebenwirkungen für den Behandelten nicht tolerierbar sind. Auch Migräneattacken, die länger als 48 Stunden dauern, sollten prophylaktisch behandelt werden, ebenso wie solche,
die vom Patienten subjektiv als unerträglich empfunden werden. Auch die komplizierten Migräneattacken - das sind manifeste neurologische Ausfälle, die länger als sieben Tage anhalten - bedürfen einer zusätzlichen medikamentösen Vorbeugung.
Die Prophylaxe kann die Häufigkeit, Schwere und Dauer der Migräneattacken - im Idealfall bis zu 50% - reduzieren und einem medikamenteninduzierten Dauerkopfschmerz vorbeugen.

Nicht medikamentöse Therapie

Neben den medikamentösen Therapiemöglichkeiten existieren noch andere wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeiten, die weitaus weniger Nebenwirkungen hervorrufen als die meisten Medikamente, aber auch oft nicht entsprechend wirksam sind.

Migräne-Anfall

Bei einem akuten Migräne-Anfall haben sich folgende Methoden bewährt:
· Gefäßtraining (Vasokonstriktionstraining): Bei Migräne-Patienten ohne Aura steht häufig der pulsierende Schläfenschmerz im Vordergrund. Die während einem akuten Anfall erweiterten Gefäße sollen durch den eigenen Willen wieder verengt werden (Vasokonstriktion = Gefäßverengung) und damit den Schmerz beeinflussen. Dies ist durch die neue Methode des Biofeedbacks oft sehr gut in den Griff zu bekommen.
· Körperliche Maßnahmen: Zur Schmerzlinderung können kalte Kompressen (Migränebrille) angewendet werden. Viele ziehen sich zurück und finden in der Ruhe und in der Finsternis Erleichterung.

Intervall-Therapie

Verhaltenstherapeutische Techniken
Sie dienen dazu, bestimmte Verhaltensmuster, die man im Laufe seines Lebens erlernt hat, im positiven Sinn zu verändern. Migräne-Patienten sollen vor allem solche Verhaltensmuster überwinden lernen, die einen Triggerfaktor begünstigen.
Als gesicherte Verfahren gelten die psychologische Schmerzbewältigung, kognitive Techniken, die progressive Muskelentspannung, Biofeedback, Stressbewältigungstraining und Ausdauersport.

Sonstige Verfahren

Weitere Verfahren sind Autogenes Training, Akupunktur oder Hypnose, deren Wirksamkeit oft sehr verblüffend, weil gut ist.

Kopfschmerztagebuch

Die Selbstbeobachtung erleichtert zum einen die Diagnose. Zum anderen können Zusammenhänge zwischen Alltagssituationen und dem Auftreten von Kopfschmerzen festgestellt werden. Je besser die Auslöser bekannt sind, desto eher können sie vermieden werden.
Über mehrere Wochen werden folgende Angaben in einen Kalender eingetragen:
· Schweregrad, Dauer und Lokalisation des Kopfschmerzes,
· Begleitsymptome (z.B. Augenflimmern, Übelkeit)
· besondere, nicht alltägliche Vorkommnisse (z.B. Stress, Aufregung, Diät, Schlafzeitenveränderungen)
Genuss bestimmter Nahrungsmittel: Käse, Alkohol, Schokolade, Speisen mit Glutamatzusatz, Würstchen, Art und Menge der eingenommenen Medikamente bzw. andere eingesetzte Maßnahmen.

Clusterkopfschmerz (Horton-Syndrom)

Der Clusterkopfschmerz ist ein streng einseitig lokalisierter Schmerz von äußerst heftiger Stärke. Während der Schmerzattacke tritt eine e Begleitsymptomatik mit Rötung der Bindehaut, Tränen und Schwellung der Nasenschleimhaut der betroffenen Seite auf. Die Schmerzen halten zwischen 30 und 180 Minuten an und enden dann auch ohne Therapie. Die meisten Attacken treten während der Nacht auf. Es treten eine bis ca. sechs Attacken pro Tag auf. Da Phasen von fast täglichen Attacken mit Phasen mehrmonatiger oder mehrjähriger völliger Beschwerdefreiheit in der Regel abwechseln spricht man auch von einer "clusterartigen" Häufung.
Die Ursachen der Erkrankung sind nicht bekannt. Betroffen sind vorwiegend Männer im mittleren Lebensalter. Nikotinmißbrauch scheint ein Risikofaktor zu sein. Alkoholgenuß und Nitropräparate können eine Attacke auslösen

Diagnose der verschiedenen Formen von Kopfschmerz

Man unterscheidet bei den am häufigsten auftretenden Kopfschmerzarten zwischen dem Spannungskopfschmerz, der Migräne sowie dem medikamenten induzierten Kopfschmerz. Kombinationen zwischen den einzelnen Arten von Kopfschmerzen sind recht häufig.
Um eine exakte Diagnose stellen zu können, ist die Führung eines Kopfschmerztagebuches unerläßlich. Darin werden Lokalisation des Schmerzes, Schmerzintensität Schmerzcharakter und Zeitpunkt des Auftretens festgehalten. Schon der Zeitpunkt des Auftretens der Kopfschmerzen gibt Hinweis auf die Diagnose. Im weiteren Verlauf gibt das Kopfschmerztagebuch Auskunft über den Erfolg der Therapie und ermöglicht die exakte Anpassung der Medikation.

Spannungskopfschmerz

Eine der häufigsten Kopfschmerzarten. Der Schmerz wird meistens als dumpf, ziehend, manchmal auch als helmartig empfunden. Er tritt meistens beidseitig auf und hat seinen Ursprung im Nacken. Übelkeit kann auftreten, ist aber nicht typisch für diese Kopfschmerzart. Bewegung und Ablenkung lindert den Schmerz.

medikamenteninduzierter Kopfschmerz

Auch diese Kopfschmerzform ist inzwischen relativ häufig. Diese Kopfschmerzform ist durch einen anhaltenden Dauerkopfschmerz mit niedriger Schmerzintensität gekennzeichnet. Wie der Name es schon andeutet, entsteht dieser Kopfschmerz bei dauerhafter Einnahme von Kopfschmerzmitteln. Dabei reichen hierfür schon geringe Mengen aus.
Am häufigsten ist dies bei Patienten zu sehen, die über einen langen Zeitraum zur Therapie von Migräne oder andere Arten von Kopfschmerzen viele verschiedene Schmerzmedikamente wahllos und maßlos eingenommen haben. Dabei ist der Schmerzcharakter oft verändert, Medikamente, die früher geholfen haben sind jetzt eher schmerzauslösend. Es muss meistens eine " Entziehungskur " getätigt werden, die manchmal nur im Spital möglich ist.

Gesichtsschmerzen

Schmerzen im Bereich des Gesichtes können verschiedene Ursachen haben. Sie treten auf bei chronischen Entzündungen der Nasennebenhöhlen, bei schlecht sitzenden Prothesen (Myarthropathie), bei degenerativen Veränderungen der Halswirbelsäule, bei Autoimmunerkrankungen z. B. bei M. Sjögren oder Ateriitis temporalis sowie bei der Borrelliose und der Trigeminusneuralgie.

Atypischer Gesichtsschmerz

Von einem atypischen Gesichtsschmerz sprechen wir, wenn ein Dauerschmerz zumeist halbseitig im Bereich des Gesichtes besteht, dessen Auftreten sich nicht an das Versorgungsgebiet des Trigeminusnerves hält. Ferner sollten "banale" entzündliche Erkrankungen wie z. B. eine Stirnhöhlenentzündung ausgeschlossen sein.
Betroffen sind überwiegend Frauen. Der Schmerzcharakter wird als ziehend oder brennend beschrieben. Im Gegensatz zur Trigeminusneuralgie ist ein einschießender Charakter selten. Auch lassen sich keine Schmerzattacken auslösen ( Trigger). Meist gehen dem Auftreten eines atypischen Gesichtsschmerzes Zahnextraktionen, andere operative Eingriffe oder Verletzungen voraus.
All dies legt den Verdacht nahe, daß der atypische Gesichtsschmerz eine Art neuropathischer Schmerz ist und somit in die gleiche Gruppe wie z. B. die Phantomschmerzen gehören

Wenn Sie unter Migräne leiden, kontaktieren Sie mich, damit wir gemeinsam eine entsprechende Therapie erarbeiten können.